Antivirale Medikamente in der Stillzeit: Sichere Behandlung der Grippe für Mutter und Baby
Veröffentlicht von Dr. Sofia Urner, überprüft von Mariana Blagojevic | 2024-Apr-14
Der Ausbruch einer Grippewelle kann gerade für stillende Mütter eine besondere Herausforderung darstellen. Einerseits muss die Erkrankung zügig behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Andererseits stehen viele Medikamente unter Verdacht, sich negativ auf den Säugling auszuwirken, der über die Muttermilch versorgt wird. Was sagen Experten zu diesem Spannungsfeld?
Schwere Grippeverläufe in der Stillzeit vermeiden
Für Schwangere und stillende Frauen gelten Grippeviren als besonders gefährlich. Das liegt daran, dass die ohnehin schon belastete Immunabwehr durch die Schwangerschaft bzw. Stillzeit zusätzlich geschwächt ist. Dadurch steigt das Risiko für Komplikationen wie Lungenentzündungen oder sogar lebensbedrohliche Verläufe deutlich an.
Um dies zu verhindern, empfehlen Fachgesellschaften wie die WHO den Einsatz antiviraler Medikamente, sobald erste Symptome einer Grippe auftreten. Diese können den Krankheitsverlauf deutlich abmildern und das Risiko schwerer Komplikationen senken. Allerdings ist bei stillenden Müttern Vorsicht geboten, da einige dieser Wirkstoffe in die Muttermilch übergehen können.
„Grundsätzlich sollten antivirale Medikamente in der Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden. Der Schutz von Mutter und Kind muss dabei immer im Vordergrund stehen."
Welche Optionen haben Ärzte also, wenn es bei einer Mutter zu einer Grippeinfektion kommt?
Sichere Behandlungsoptionen in der Stillzeit
Um das Risiko für das Baby so gering wie möglich zu halten, empfehlen Experten in erster Linie den Einsatz von Oseltamivir (Handelsname Tamiflu). Dieser Wirkstoff zählt zu den gängigen antiviralen Medikamenten gegen die saisonale Grippe und gilt als relativ sicher für Stillende.
Zwar können geringe Mengen von Oseltamivir in die Muttermilch übergehen, jedoch scheint dies für den Säugling nicht schädlich zu sein. Mehrere Studien konnten keinen negativen Einfluss auf das kindliche Wachstum oder die Entwicklung nachweisen.
Alternativ kann auch das Medikament Zanamivir (Handelsname Relenza) eingesetzt werden. Dieses wird allerdings in Form eines Inhalationsspray verabreicht, was eine zusätzliche Belastung für die Lunge darstellen kann.
„Bei einer Grippeinfektion in der Stillzeit sollten Mütter unbedingt mit ihrem Arzt besprechen, welches antivirale Medikament am besten geeignet ist. Der Schutz von Mutter und Kind muss dabei immer an oberster Stelle stehen."
Weitere Maßnahmen zur Linderung der Symptome
- Ausreichend Ruhe und Flüssigkeitsaufnahme
- Inhalationen mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus oder Thymian
- Schmerz- und Fiebersenker wie Paracetamol
- Stärkende Nahrungsmittel wie Ingwer, Knoblauch oder Vitamin C-reiche Früchte
„Wichtig ist, dass stillende Mütter bei Grippesymptomen unbedingt Rücksprache mit ihrem Arzt halten. Nur so lässt sich das bestmögliche Behandlungskonzept für Mutter und Kind finden."
Forschung zu Sicherheit und Wirksamkeit geht weiter
Obwohl Oseltamivir und Zanamivir als relativ sichere Optionen in der Stillzeit gelten, gibt es noch Forschungsbedarf. So sind die Auswirkungen auf das Stillen selbst sowie die langfristige Entwicklung des Babys bislang nicht abschließend geklärt.
Auch andere antivirale Wirkstoffe wie Baloxavir, Peramivir oder Favipiravir werden derzeit auf ihre Eignung in der Schwangerschaft und Stillzeit untersucht. Möglicherweise ergeben sich hier in Zukunft weitere Behandlungsalternativen.
Letztendlich bleibt es eine Gratwanderung, die Gesundheit von Mutter und Kind gleichermaßen zu schützen. Deshalb ist es so wichtig, dass Ärzte und Patienten offen miteinander kommunizieren und gemeinsam die beste Lösung finden.
Welche Erfahrungen haben Sie selbst oder Ihr persönliches Umfeld mit antiviralen Medikamenten in der Stillzeit gemacht? Teilen Sie Ihre Gedanken und Fragen gerne mit uns!