Kann eine präventive Einnahme von antiviralen Tabletten gegen Herpes sinnvoll sein?
Veröffentlicht von Dr. Sofia Urner, überprüft von Mariana Blagojevic | 2024-Apr-20
Der Herpes-Simplex-Virus (HSV) ist weit verbreitet und kann bei Millionen von Menschen lebenslang Beschwerden verursachen. Viele Infizierte erleben immer wieder schmerzhafte Herpes-Ausbrüche, die meist an Lippen oder Genitalien auftreten. In der Tat kann das Virus sogar schwerwiegende Komplikationen wie Hirnhautentzündungen auslösen. Kein Wunder also, dass Betroffene nach Möglichkeiten suchen, die lästigen Symptome in Schach zu halten.
Eine Option sind sogenannte antivirale Medikamente, die den Verlauf von Herpes-Episoden verkürzen und abschwächen können. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Tabletten möglicherweise auch präventiv eingenommen werden können, um Ausbrüche von vornherein zu verhindern.
"Antivirale Medikamente wie Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir werden standardmäßig zur Behandlung akuter Herpes-Infektionen eingesetzt. Sie hemmen die Vermehrung des Virus und lindernden die Symptome. Doch könnte man sie auch prophylaktisch nehmen, um Ausbrüche zu vermeiden?"
Diese Frage treibt viele Betroffene um. Denn ein Dauereinsatz von antiviralen Tabletten birgt natürlich Risiken - von möglichen Nebenwirkungen bis hin zu einer erhöhten Resistenzbildung des Virus. Andererseits wäre eine präventive Einnahme ein verlockender Weg, um die quälenden Symptome und die psychische Belastung durch wiederkehrende Herpes-Ausbrüche zu reduzieren.
Einige Studien deuten darauf hin, dass ein prophylaktischer Einsatz von Antiviralia durchaus sinnvoll sein könnte. So konnte etwa eine Untersuchung zeigen, dass die tägliche Einnahme von Valaciclovir die Zahl der Herpes-Episoden deutlich senkte - bei Patienten mit häufigen Ausbrüchen sogar um bis zu 75 Prozent. Ähnliche Ergebnisse lieferten Studien mit anderen antiviralen Wirkstoffen.
Allerdings ist die Studienlage nicht ganz eindeutig. Manche Untersuchungen konnten keinen so ausgeprägten Effekt nachweisen oder fanden erhöhte Resistenzraten bei prophylaktischer Anwendung. Zudem ist unklar, wie lange eine solche vorbeugende Einnahme sinnvoll ist und wann man sie wieder beenden sollte.
"Die Datenlage zur präventiven Einnahme von Antiviralia bei Herpes ist also nicht ganz einheitlich. Einerseits zeigen einige Studien, dass die Mittel Ausbrüche deutlich reduzieren können. Andererseits bergen sie auch Risiken und der optimale Anwendungszeitraum ist unklar."
Letztlich muss die Entscheidung über eine prophylaktische Therapie immer individuell getroffen werden - in enger Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Dieser kann auf Basis der persönlichen Vorgeschichte und der Häufigkeit der Ausbrüche am besten beurteilen, ob eine vorbeugende Einnahme von Antiviralia sinnvoll ist oder nicht.
Was meinen Sie dazu? Haben Sie selbst Erfahrung mit einer präventiven Herpes-Behandlung und können Sie deren Vor- und Nachteile einschätzen? Ich bin sehr gespannt auf Ihre Kommentare und Erfahrungsberichte!