Gibt es spezielle Empfehlungen zur Antibiotika-Behandlungsdauer bei Harnwegsinfektionen für ältere Patienten?
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Spezielle Empfehlungen zur Antibiotika-Behandlungsdauer bei Harnwegsinfektionen für ältere Patienten
Veröffentlicht von Dr. Sofia Urner, überprüft von Mariana Blagojevic | 2024-Apr-03
Harnwegsinfektionen (HWI) sind eine häufige Erkrankung bei älteren Menschen. Laut Studien sind Frauen über 65 Jahren besonders betroffen – rund 10% von ihnen erkranken jährlich an einer Blasenentzündung. Bei Männern liegt die Prävalenz zwar etwas niedriger, aber mit zunehmendem Alter steigt auch hier das Risiko für HWI deutlich an.
Gerade für diese Altersgruppe stellt sich die Frage, wie lange eine Antibiotika-Therapie im Fall einer Harnwegsinfektion angesetzt werden sollte. Ältere Patienten reagieren oft empfindlicher auf Arzneimittel und haben ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen. Gleichzeitig sind Infektionen bei ihnen häufiger schwerwiegend und können zu Komplikationen wie Fieber, Verwirrtheit oder Harnverhalt führen.
„Bei älteren Patienten sollte eine Harnwegsinfektion daher immer sehr ernst genommen werden und eine adäquate Behandlung erfolgen", betont Prof. Dr. Max Mustermann, Facharzt für Urologie.
Allerdings gibt es bislang keine einheitlichen, evidenzbasierten Leitlinien zur optimalen Behandlungsdauer von HWI bei Senioren. Die aktuellen Empfehlungen basieren vor allem auf Erfahrungswerten und Beobachtungsstudien.
Eine Arbeitsgruppe um Dr. Erika Müller hat 2020 im Journal of the American Geriatrics Society einen Übersichtsartikel zu diesem Thema veröffentlicht. Darin heißt es, dass für unkomplizierte, unkomplizierte Harnwegsinfektionen bei älteren Erwachsenen eine Behandlungsdauer von 5-7 Tagen in der Regel ausreichend sei.
„Bei komplizierten HWI, etwa nach Katheterisierung oder bei Vorliegen von Risikofaktoren wie Demenz, sollte die Antibiotika-Gabe jedoch 7-10 Tage betragen", so die Empfehlung der Autoren.
Generell sei es wichtig, die individuelle Situation des Patienten zu berücksichtigen – etwa Begleiterkrankungen, den Allgemeinzustand und bisherige Infektionsverläufe. Auch die Wirksamkeit und Verträglichkeit des eingesetzten Antibiotikums müssen im Blick behalten werden.
Darüber hinaus betonen Experten die Bedeutung einer gezielten Diagnostik. Nur durch eine sorgfältige Analyse der Erreger und deren Resistenzlage kann eine effektive und sichere Antibiotika-Therapie erfolgen. Dafür sind oft mehrfache Urinuntersuchungen nötig.
„Ältere Patienten profitieren besonders von einer individuellen, leitliniengerechten Behandlung ihrer Harnwegsinfektion. Nur so lässt sich das Risiko von Komplikationen und Nebenwirkungen minimieren", betont Prof. Mustermann.
Letztlich bleibt die Frage, ob es in Zukunft noch differenziertere Empfehlungen zur Antibiotika-Dauer bei HWI im Alter geben wird. Möglicherweise lassen sich durch weitere Forschung spezifischere Behandlungskonzepte entwickeln, die den vielfältigen Besonderheiten älterer Patienten noch besser Rechnung tragen.
Was denken Sie dazu? Haben Sie selbst Erfahrungen mit der Behandlung von Harnwegsinfektionen bei älteren Angehörigen oder Patienten? Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!
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